- Von Athen lernen - documenta 14
Kurz vorm Ende der Documenta 14 bekam der Kunst Leistungskurs der Q1 und einzelne Schüler aus der Q2 die Möglichkeit, die Ausstellung selbst zu besuchen. Die Documenta ist eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst und fand bis jetzt alle fünf Jahre statt. Dieses Jahr war sie in Kassel vom 10. Juni bis zum 17. September sowie in Athen als zweiten, konzeptuell gleichberechtigten Standort vom 8. April bis zum 16. Juli zu sehen. In beiden Standorten dauert die Ausstellung traditionell 100 Tage.
Am 12. September fuhren wir also in Begleitung dreier Kunstlehrer nach Kassel. Schnell wird deutlich, die Documenta setzt einen politischen Schwerpunkt. Sie soll zeigen „was ist“. Viele Künstler, die ausstellten sind aus genau jenen Ländern, die von Unterdrückung betroffen sind und stellen innerhalb ihrer Werke genau diese dar. Die Nähe zu verschiedenen Gesellschaften wird schon im Standpunkt der Documenta bewusst: die Nordstadt Kassels. Ein sozialer Brennpunkt, wie uns erklärt wurde. Auch in der Stadtmitte stehen vereinzelnd Werke der Ausstellung, unter anderem ein 16 Meter hoher Obelisk. Auf ihm, in goldenen Lettern und auf vier Sprachen, „Ich bin ein Fremdling gewesen und ihr habt mich beherbergt“. Dieser greift zwei der großen Themen der Documenta 14 auf: Flucht und Migration sowie Kolonialismus.
Statt einer Führung durch die Documenta nahmen wir an einen Sparziergang teil, d.h. wir sind mit einer Promenadologin von Werk zu Werk gegangen und haben gemeinsam über diese geredet und nicht nur zugehört. Dabei waren unsere eigenen Eindrücke und Assoziationen gefragt. Die Kunst, die zu sehen war, war in den seltensten Fällen Malerei, sondern vor allem Installationen und auch Video- und Tonaufnahmen.
Highlights waren, in unseren Augen, zum Beispiel “When We Were Exhaling Image“, indem ein Künstler 20 Abwasser Betonröhren stapelte und häuslich einrichtete, um an die Notunterkünfte der Flüchtlinge im griechischen Hafen Petras zu erinnern und „Pile o ́ Sapmi“ von einer Künstlerin, die einen Vorhang aus 300 Rentierschädeln mit Einschusslöchern geknüpft hatte, um an den Kampf ihres Volkes, der Samen, die als Ureinwohner in Norwegen leben, zu appellieren. Auch das „Parthenon of Books“, das nun als vergrößerte Installation ein zweites Mal auf der Documenta zu finden war, beeindruckte die Gruppe. Dabei wurden rund 100 000 Bücher, die irgendwann einmal auf der Welt zensiert waren, eingeschweißt und aus ihnen wurde ein Tempel mit gewaltigen Säulen gebaut. Besucher, die den Tempel betraten, durften eines der Bücher mitnehmen.
Am Ende des Tages hatten wir einen Einblick bekommen, was Kunst alles sein kann. Kunst ist.
Text: Victoria Nieswiec, Fotos: Hannah Wintgens, Louisa Ender